Camäléon

Das Schülermagazin des Deutsch-Französischen Gymnasiums Saarbrücken

Neunter der Weltrangliste und Olympia-Silber – Interview mit Patrick Franziska

Camäléon-Redakteure mit Patrick Franziska
Camäléon-Redakteure mit Patrick Franziska (Foto: Camäléon)

Er gehört zur Tischtennis-Elite, spielt seit seiner Kindheit. Seine Höchstplatzierung? Neunter der Weltrangliste. Patrick Franziska vertritt Deutschland regelmäßig bei internationalen Tischtennisturnieren. Im Rahmen eines Workshops hatte Camäléon die Gelegenheit, den Bronzegewinner im Mixed-Doppel der diesjährigen Tischtennis-EM zu interviewen.

Patrick, kannst du uns sagen, wie du zum Tischtennis gekommen bist und angefangen hast, professionell zu spielen? 

Ja klar. Mein Papa, meine Mama und mein Opa haben alle Tischtennis gespielt. Im höchsten Odenwald, in Hessen. Und dann habe ich im Urlaub schon mal mit meinem Papa gespielt. Da habe ich noch auf der Tischtennisplatte gesessen, weil ich noch zu klein war, um drüber zu gucken, und habe dann mit sechs angefangen im Verein. Mit 16 bin ich dann Profi geworden. 

Was war dein bisher größter Erfolg in deiner Karriere? 

Die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio mit der Mannschaft. So eine olympische Medaille ist schon etwas sehr, sehr Besonderes. Jetzt gerade letzte Woche war ich bei einem Grand Smash, das ist wie ein Grand Slam im Tennis, im Finale. Da waren die besten Spieler überhaupt dabei, und das war auch ein sehr schöner Erfolg. 

Wie sieht ein typischer Trainingstag für dich aus? 

Grundsätzlich habe ich Training um 09:30 Uhr. Das geht dann bis 12:00 Uhr, also zweieinhalb Stunden. Dann noch einmal von 16:00 Uhr bis 18:30 Uhr. Oft habe ich dann abends auch noch mal ein bisschen Athletiktraining oder Massage. 10-11 Einheiten die Woche mache ich schon. 

Welche Techniken und Taktiken sind deiner Meinung nach am wichtigsten bei einem erfolgreichen Tischtennisspieler?

Tischtennis ist schon sehr, sehr technisch, weil alles so schnell geht und man braucht dafür Gefühl. Ein guter Körper und ein guter und kühler Kopf ist auch noch ganz gut. Dann ist es wichtig, dass man eine saubere Technik hat, also einfach sehr gut ausgebildet ist, und dass man vor allem auch mental sehr klar ist, weil es sehr schnell geht und das alles sehr, sehr eng ist. In jedem Sport ist es aber wichtig, dass man mental klar und relativ stark ist. 

Du hast das Mentale angesprochen, daher die nächste Frage:  Wie bereitest du dich denn auf wichtige Spiele vor? Gehst du da einfach hin?

Ja, wäre schön (lacht). Aktuell ist mein Kind mein größter Mentaltrainer, weil den interessiert es nicht, ob ich gewonnen oder verloren habe. Aber ich arbeite mit einem Mentalcoach schon lange zusammen, hatte auch schon einige und finde, dass man da schon sehr viel machen kann, weil vieles im Sport spiegelt so ein bisschen auch das private Leben wieder. Man lernt da sehr, sehr viel und lernt dann dementsprechend auch viel über sich privat, wie man sich im realen Leben auch verhalten sollte oder mit vielen Situationen umgehen sollte. Und deshalb finde ich, hilft es sehr und es hat mir nicht nur im Sport, sondern auch im privaten Leben sehr geholfen, mit einem Privatcoach zu arbeiten. 

Hast du besondere Rituale oder Routinen vor einem Wettkampf, die Dir persönlich Glück bringen? 

Ja, ich bin da komplett verrückt. Ich versuche immer die gleiche Unterhose anzuziehen vor jedem Spiel, weil die mir Glück bringen. Ich habe zum Glück einige davon, also es ist nicht immer die genau selbe, aber die gleiche Sorte. Eigentlich höre ich auch immer die gleiche Musik vor dem Spiel. Also ich habe einige Macken, ehrlich gesagt, manchmal entwickeln die sich auch in einem Turnier, aber die gibt es. (Nach Nachfrage von Camäléon) Ich höre viel Hip-Hop oder auch R&B, das mag ich auch schon ewig und das pusht mich. 

Welche Rolle spielt denn die Ernährung in der Vorbereitung? Wie gestaltest du deine Ernährungsweise?

Also da habe ich auch viel herumexperimentiert. Zum Beispiel vier Stunden vor meinem Wettkampf esse ich spätestens was. Das ist eigentlich nie Fleisch, weil ich immer das Gefühl habe, dass es mir zu schwer im Magen liegt, sondern immer Nudeln mit Tomatensoße, also nichts Spektakuläres, oder Kartoffeln. Dann esse ich immer Bananen im Spiel, obwohl ich gar keine Bananen mag, aber die helfen mir irgendwie, also auch wieder so eine kleine Macke. Ansonsten denke ich, dass eine ausgewogene Ernährung grundsätzlich natürlich sehr, sehr wichtig ist. Aber ich finde auch, dass es auch wichtig ist, sich vielleicht auch mal eine Pizza zu gönnen, wenn man auch mal Lust darauf hat. Ich sehe das dann nicht allzu eng, aber klar, man muss schon aufpassen, dass es alles auch zum Sport passt und ich auch einigermaßen Höchstleistung bringen kann. 

Wie gehst du mit Niederlagen um? Und was motiviert dich dann weiterzumachen? 

Ich musste auch erst lernen, damit umzugehen. Es ist manchmal immer noch so, dass man besser 3 Tage nicht mit mir sprechen sollte, wenn ich ein bitteres Spiel verliere. Füher als Kind habe ich immer geweint, wenn ich verloren habe. Manchmal im Spiel habe ich sogar schon geweint und das musste ich auch erstmal lernen, dass das auch dazu gehört und mittlerweile glaube ich, ist es okay. Ich hasse es immer noch zu verlieren, auch nicht nur im Tischtennis, sondern auch bei Kartenspielen oder überall woanders. Aber ich muss auch sagen, dass man vielleicht auch ein wenig verrückt sein muss, um immer gewinnen zu wollen und vielleicht auch dann Leistungssportler zu werden. Ich versuche es einfach zu verarbeiten, mir die Spiele anzugucken, was ich besser machen kann und das dann beim nächsten Mal besser zu machen. Nur so kann ich mich ja wieder motivieren, am nächsten Tag ins Training zu gehen. 

Was sind meiner Meinung nach die wichtigsten Eigenschaften eines erfolgreichen Tischtennisspielers? 

Sehr gute Frage. Ich glaube nicht, dass es so eine Schublade oder so eine „Kategorie“ gibt. Ich glaube das ist jetzt auch ganz anders bei mir als vielleicht bei den anderen, also jetzt Timo Boll zum Beispiel, der eigentlich die Legende im deutschen Tischtennis ist. Du musst dich halt sehr gut konzentrieren können. Ich glaube, das ist wichtig, vor allem im Tischtennis, weil alles so schnell geht. Also man muss sich unglaublich gut konzentrieren können und du musst schon auch sehr, sehr fit sein. 

Und als letzte Frage, welche Tipps würdest du Nachwuchsspielern geben, die eine Profikarriere anstreben?

Gute Frage. Also klar, immer dranbleiben. Man muss aber leider auch echt Glück haben. Das heißt, man braucht auch die richtigen Leute von früh an, vor allem auch Eltern, die einen unterstützen, die einen, wenn es sein muss, überall hinfahren, so wie das bei mir war. Ich hatte direkt einen super Trainer von Anfang an, der mich auch schon ein bisschen entdeckt hat. Das kann auch nicht jeder haben. Heutzutage hat man das Glück, dass man sich vielleicht auch über YouTube viele Spiele von Profispielern angucken kann, aber man braucht natürlich irgendwann auch gute Trainer und Leute, die einem helfen. Ja, deshalb mache ich auch gerne so Tage [wie beider heutigen Veranstaltung, A.d.R.], um irgendwie auch auf Sport und Vereine aufmerksam zu machen, dass auch noch viel mehr Leute Trainer werden, denn oft mangelt es eben auch an den Trainern und ich hoffe, dass wir größer und größer werden. 

Super! Vielen Dank. 

Super gerne. 

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Camäléon bedankt sich herzlich bei Patrick Franziska für die Gelegenheit dieses Interviews und wünscht weiterhin viel Erfolg!

Max Ernst

Julian Bidot

Lili Carteron

Anouk Viero

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